ZAUBERHAFTES FEST Dieses Jahr wünsche ich mir Turnschuhe – ich mag Schuhe halt gern. Lena Langhammer, 5 Jahre, aus Köfering ▶ was sie alle besser machen wollen“, sagt Hirschfelder. „Der Wunschzettelbrauch, wie wir ihn heute kennen, beginnt im späten 19. Jahrhundert.“ FRIEDEN, SPIELZEUGSOLDATEN UND SMARTPHONES Mit den Jahren veränderten sich nicht nur die Adressaten und Formalien, sondern auch die Wünsche an sich – je nach aktueller wirtschaftlicher und sozialer Lage. Puppen und brave Geschwister wechselten sich ab mit Soldatenfiguren. „Selbst in Kriegszeiten schrieben Kinder ausführliche Listen, wobei oft vor dem Wunsch nach Frieden und Sicherheit der nach martialischem Spielzeug auf- tauchte“, erklärt Hirschfelder. Von da an richteten sich die Wünsche ganz nach den aktuellen Trends aus Mode, Technik, Filmen und Spielzeug. Diese Entwicklung spielte natürlich der Spielzeugindus- trie in die Hände, der Wunschzettel wurde zur extrem erfolgrei- chen Werbe- und Marketingmaßnahme. Aus liebevoll gestalteten Wunschzetteln wurden vorgedruckte Bögen der Warenhäuser, auf denen man seinen Wunsch nur noch ankreuzen muss. „In den Wer- beslogans und Illustrationen der Warenhäuser wurden Christkind und Weihnachtsmann zur Symbolfigur dieses Wandels.“ So stehen heute meist Kuscheltiere, Smartphones und Spielekonsolen auf dem Wunschzettel. „Immaterielle Wünsche sind selten zu finden.“ Ich wünsche mir dunkle Schoko- lade, die mag ich am liebsten. Sigmund Zanecki, 93 Jahre, aus Regensburg 34 Ist der Wunschzettel also zur Einkaufsliste geworden? Nicht ganz. Neben dem deutlichen Äußern von materiellen Wünschen gibt es auch noch einen anderen Aspekt: den der Fantasie und der kindlichen Freude, wenn man wirklich eine Antwort vom Weih- nachtsmann oder dem Christkind bekommt. Im Kindesalter ist der Glaube an solche Symbolfiguren noch weit verbreitet, deshalb ist das Wunschzettelschreiben an sich schon etwas Besonderes – auch, wenn vielleicht nicht jeder Wunsch erfüllt werden kann. Wenn dann noch eine Antwort kommt, umso besser! Das dachte sich wohl auch die kleine Bärbel, die 1961 einen Brief an den Weihnachtsmann nach Himmelpforten schickte. Der damalige Leiter des Postamtes, Helmut Stolberg, beantwortete den Brief und legte somit den Grundstein für die sogenannten Weihnachtspostämter in Deutschland. Seitdem erreichen pro Jahr mehrere tausend Wunschzettel aus aller Welt die sieben offiziellen deutschen Weihnachtspostämter. Mittlerweile kann man seine Briefe nämlich nicht nur an den Weihnachtsmann in Himmelpforten schicken, sondern auch an das Christkind in Engelskirchen und an den Nikolaus in Nikolausdorf. „Meist sind die Briefe bunt bemalt, mit Glitzer und Stickern verziert und es sind Gummibärchen für den Weihnachtsmann beigelegt“, sagt Hirsch- felder. Ehrenamtliche Helfer beantworten die Briefe geduldig und schicken eine Antwort an den Absender zurück – im Namen von Weihnachtsmann, Christkind und Co. natürlich. Jeder Brief, der bis Ich wünsche mir v iele Glückslose mit der Chance auf den Hauptgew inn. Ilona Weigert, 59 Jahre, aus Neudorf zum 15. Dezember ankommt, soll eine Antwort bekommen. Solche Postämter gibt es aber nicht nur in Deutschland, auch in Grönland, Dänemark, den USA, Russland, China und vielen weiteren Ländern existieren offizielle Weihnachtspostämter. Daneben gibt es aber auch noch andere Wege, wie die Briefe das Christkind erreichen. „Die Lis- ten werden beispielsweise aufs Fensterbrett gelegt, den Eltern direkt übergeben oder sogar online erstellt“, sagt Hirschfelder. Das Ende der Kindheit bedeutet dann auch das Ende des Glau- bens an Weihnachtsmann und Co. und somit das Ende der Wunsch- zettel. Schade eigentlich. Je älter die Menschen werden, desto schwieriger sind sie nämlich zu beschenken. Und auch Bernadette weiß noch nicht, was sie sich dieses Jahr wünschen soll. Es wird also eine Überraschung geben. „Eine Überraschung“ stand zufällig auch schon vor vielen Jahren auf ihrem Wunschzettel. Allerdings auf Listenplatz Nummer 11. i i t r e g e W a k n o r e V ︱ h c i t S a i r a M : s o t o F