Erleben & Genießen Bücher für Naturfreunde Tomatenmanufaktur: Pflanzen, pflegen und verputzen Paradeiser, Liebesapfel, Goldapfel (davon leitet sich der italienische Name Pomodoro ab) – für die Tomate hat der Mensch sich eine Reihe von hübschen Kosenamen aus- gedacht. Allerdings gilt das Nachtschattengewächs auch als kompliziert, empfindlich und schwierig: Welcher Hobbygärtner hätte nicht schon einmal eine prächtige Pflanze kläglich an Braunfäule eingehen sehen? Wer Probleme wie dieses kennt und endlich einmal angehen möchte, ist mit dem Büchlein „Tomatenmanufaktur“ gut beraten. Das handliche Vademecum informiert umfassend über die schöne und schmackhafte Frucht, die es in allen möglichen Farben, Formen und Größen gibt. Von der bio- logischen Einordnung und der gesundheitsfördernden Wirkung ihres Verzehrs über Anbau, Pflege und Ernte bis zur Verarbeitung reicht das breite Themenspektrum. Nichts für schwache Nerven ist das Kapitel über Pflanzenkrankheiten und -schädlinge, aber es werden auch biologische Gegenmittel und ihre Herstellung beschrieben. Die 20 Rezepte zum Schluss des Buches enthalten Klassiker ebenso wie Unerwar- tetes; dass sich auch zwei Rezepte mit Dosentomaten eingeschmuggelt haben, scheint da ein verzeihlicher Fauxpas zu sein ... LV Buch: Tomatenmanufaktur, Landwirtschaftsverlag Münster, gebundene Ausgabe, 132 Seiten, ISBN 978-3-784-35604-4, 14 Euro Das illustrierte Vogeltagebuch 2020 Nur wenige Tiere sind so faszinierend wie Vögel. Carl von Linné glaubte beispielsweise, Schwalben überwintern auf dem Meeresgrund; das kann man verrückt finden, aber erst mit unserer moder- nen Technik wurde es möglich, der Reise eines Mauerseglers zu den Regenwäldern des Kongos zu folgen. Wir wissen oft nur sehr wenig über unsere gefiederten Freunde, die im Winter unser Futterhäuschen besuchen, im Frühling singen, den Sommer verschönern und anzeigen, wann der Herbst kommt. Das Vogeltagebuch ist ein il- lustrierter Almanach für alle möglichen Notizen, nicht nur über Vögel, auch wenn die natürlich ganz besonders gut passen: Jede Woche wird ein neuer Vogel in Text und Bild vorgestellt, jeden Monat gibt es einen einleitenden Text über die Natur und die Jahreszeiten. Dass die Vögel dabei nicht per Fotografie, sondern mit exquisiten Zeichnungen abgebildet werden, ist nur eines der vielen bibliophilen Details dieses hübschen Büchleins – andere sind die Wettersymbole für jeden Tag, das Lesebändchen und die hochwertige Hard- coveraufmachung. Niklas Aronsson, Bill Zetterström, Dan Zetterström: Das illustrierte Vogeltagebuch 2020, Landwirtschaftsverlag Münster, gebundene Ausgabe, 168 Seiten, ISBN 978-3-784-35601-3, 18 Euro 34 34 | Das große Insekten- sterben: Was es bedeutet und was wir jetzt tun müssen Spätestens seit dem Erfolg des Volks- begehrens „Rettet die Bienen“ ist klar: Es gibt viele, die dem großen Artenster- ben der Insekten etwas entgegensetzen wollen. Den Regensburger Andreas Segerer, Schmetterlingsforscher und Leiter der Zoologischen Staatssamm- lung München, dürfte das freuen. Denn er vertritt die Ansicht, dass das Artensterben und die Dimensionen seiner Auswirkungen auf die inneren Zusammenhänge der Natur noch viel zu wenig (an)erkannt werden. Ge- meinsam mit seiner Co-Autorin Eva Rosenkranz beschreibt er in „Das große Insektensterben“ nicht nur die faszinie- rende Welt der Insekten, sondern gibt auch praktische Tipps zum Gegen- steuern. Dabei nimmt er zum einen die Landwirtschaft in die Pflicht, doch auch für Hobbygärtner sind interessan- te Hinweise dabei – denn schließlich „herrschen“ diese über 930.000 Hektar Fläche. Zum Vergleich: Die Fläche der Naturschutzgebiete in der Bundesre- publik beträgt 1.382.000 Hektar. Mit ihrem Handeln könnten die Hobby- gärtner also die Naturschutzfläche deutlich vergrößern und ein „Netzwerk an Oasen für heimische Pflanzen, Insek- ten und (…) andere Tiere“ schaffen. Ein bedenkenswerter Ansatz. Andreas H. Segerer, Eva Rosenkranz: Das große Insektensterben, Oekom- Verlag, Taschenbuch, 208 Seiten, ISBN 978-3-962-38049-6,20 Euro