Eine wichtige Komponente ist laut Harald Hanauer-Ostermaier, Leiter Energie- und Umweltmanagementteam von das Stadt- werk.Regensburg, die Umstellung der Ener- gieversorgung auf erneuerbare Energie- quellen. Im Wirtschaftsraum Regensburg treiben das Stadtwerk.Regensburg und REWAG diesen Umbau seit Jahren voran. Das gesteckte Ziel, bis 2020 60 Prozent der Haushaltskunden mit erneuerbarem Strom versorgen zu können, sei nahezu erreicht, sagt Hanauer-Ostermaier. Als weitere Stell- schraube, um den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, nennt er die Energieeffizienz. „Hier gibt es immer noch viel Potenzial, sowohl bei Industrie und Gewerbe als auch im privaten Bereich.“ Im Haushalt schlägt vor allem die Raumwärme zu Buche. Die Heizung macht gut zwei Drittel des Energieverbrauchs aus. Wo im Gebäude Wärme verloren geht, lässt sich leicht mit einer Thermografie ermitteln, wie sie auch die REWAG anbietet. Ein Ansatz, um die Energieeffizienz zu steigern, ist Hanau- er-Ostermaier zufolge auch die Sektoren- kopplung, also die Verbindung zwischen den Sektoren Strom, Wärme und Mobili- tät. In Regensburg haben das Stadtwerk. Regensburg und REWAG bereits zahlreiche Projekte in diesem Bereich realisiert, wie zum Beispiel im Dörnberg-Viertel, im Ma- rina-Quartier oder am Brandlberg. Hier versorgt jeweils eine Energiezentrale, zu- meist ein Blockheizkraftwerk, ein gesam- tes Wohngebiet. Die REWAG beteiligt sich außerdem an zwei Energieeffizienz-Netz- werken, Vernetzungsplattformen für die Wirtschaft, mit dem Ziel, den Energiever- brauch zu senken. Hanauer-Ostermaier macht jedoch auch auf eine Achillesferse der Energieeffizienz aufmerksam, nämlich auf die sogenann- ten Rebound-Effekte. „Davon spricht man, wenn Einsparungen, die durch effiziente- res Wirtschaften realisiert wurden, durch einen erhöhten Verbrauch aufgefressen werden.“ Während beispielsweise der Ener- gieverbrauch von Elektrogeräten immer weiter sinkt, steigt auf der anderen Seite die Anzahl der Geräte pro Haushalt. Das Prinzip der Effizienz reicht deshalb für eine nachhaltige Entwicklung nicht aus. „An dieser Stelle geht es um etwas, das nicht ganz so populär ist, nämlich um Verzicht. Wir können es uns auf Dauer nicht mehr leisten, eine Wegwerfgesellschaft zu sein“, sagt Hanauer-Ostermaier. Er fordert nicht nur ein Umdenken bei den Verbrauchern, sondern auch in den Unternehmen. So führe beispielsweise die REWAG vor der An- schaffung einer größeren Anlage eine Le- benszyklusanalyse durch, um das Produkt zu ermitteln, das über seinen gesamten Lebenszyklus hinweg den kleinsten ökolo- gischen Fußabdruck hinterlasse. Konsum- entscheidungen hinsichtlich ihres Roh- stoff- und Energieverbrauchs zu treffen, bezeichnen Experten als „Suffizienz“. Wie Dr. Markus Hiebel, Abteilungsleiter Nach- haltigkeits- und Ressourcenmanagement beim Fraunhofer-Institut für Umwelt-, Si- cherheits- und Energietechnik UMSICHT, erklärt, ziele Suffizienz darauf ab, Energie und Material absolut zu sparen. Dass das Prinzip „Suffizienz“ schwierig zu vermit- teln sei, habe damit zu tun, dass es mit persönlichem Verzicht gleichgesetzt werde. „Es gibt aber auch Bereiche, in denen we- niger mehr ist“, meint Hiebel. So kann das Carsharing beispielsweise als Verzicht auf- gefasst werden, aber auch als intelligente Form der Nutzung, die nicht nur die Um- welt, sondern auch den Geldbeutel schont. Doch wie passt das heutige Wirtschafts- system, das auf ein kontinuierliches Wachstum ausgerichtet ist, zur Idee der Suffizienz? Fest steht – wenn viele Men- schen weniger konsumieren, Produkte länger halten und insgesamt weniger weg- geworfen wird, droht das System in eine Schieflage zu geraten. Das Suffizienz-Kon- zept zu Ende gedacht führt deshalb zu ei- ner anderen Form des Wirtschaftens. „Wir müssen die Wirtschaftskreisläufe stärker schließen. Die Materialien sollten mehr- fach genutzt und später recycelt werden. Dazu ist ein Umdenken im Produktdesign nötig. Produkte müssen beispielsweise langlebiger werden und einfacher zu repa- rieren sein“, fordert Hiebel. Der Fachbegriff lautet „Kreislaufwirt- schaft“. Im Kern besteht diese aus einem Kreislauf von Produkten, Komponenten und Rohstoffen, in dem der Wert von Pro- dukten und den dafür eingesetzten Roh- stoffen möglichst lang erhalten wird und möglichst wenig Abfall entsteht. Das Bun- desministerium für Bildung und Forschung hat dazu 2017 ein Forschungskonzept auf- gelegt. Die Ausgangsthese darin lautet, dass eine Entkopplung des Wirtschafts- wachstums vom Ressourcenverbrauch so- wohl aus ökologischen als auch aus öko- nomischen Gründen erforderlich ist. Das zeigt, die Forderung nach einer nachhal- tigeren Form des Wirtschaftens ist in der Politik angekommen. Denn 1,7 Erden, die gebraucht würden, um die Ökosysteme für nachfolgende Generationen zu erhalten, stehen nicht zur Verfügung. „Wir können es uns auf Dauer nicht mehr leisten, eine Wegwerfgesellschaft zu sein.“ Harald Hanauer-Ostermaier fluxx 11